Herkunft: Prägeort ist Alexandria Datierung: 271/272 v. Chr. wurde die Münze geprägt Wert: 500-600€
Auf dem Avers, also der Vorderseite der Münze, ist der Kaiser Aurelian abgebildet. Er trägt einen Panzer und einen Lorbeerkranz im Haar. Um sein Profil ist der Schriftzug „Α Κ Λ Δ ΑΥΡΗΛΙΑΝΟC CEB“ in alt-griechischer Schrift gezogen. Auf dem Revers, der Rückseite, ist Wahllabat, auch Vaballathus geschrieben, abgebildet. Hier zieht sich ebenfalls ein griechischer Schriftzug um die Büste: „I A C ΟΥΑΒΑΛΛΑΘΟC AΘΗΝΟ Y AY[T C P]“. Er trägt ebenfalls Panzer und Lorbeerkranz. Die Rückseite ist besser erhalten als die Vorderseite.
Die Inschrift auf der Rückseite lässt sich folgendermaßen Auflösen: „I(ulios) A(urelios) S(eptimios) Vaballathos Atheno(doros) hy(patikos) aut(okrator) s(trategos) Rh(omaion)“. Übersetzt heißt es: "Iulius Aurelius Septimius Vaballathus Athenodoru, consularis, imperator, dux der Römer". Wahllabat, der König Palmyras, wird hier also zunächst mit einem römischen Vornamen ausgestattet, zudem hat er die römischen Ämter des Konsulars, des Imperators und des Dux inne. Er war also Mitglied des Senats, römischer Feldherr und als Dux Befehlshaber über die Grenztruppen.
Ähnlich wie unsere heutigen Münzen bzw. Geldscheine waren auch die antiken Münzen hoch aufgeladene und mehrfach kodierte Informationsträger. Schon die obige Übersetzung der Inschrift zeigt, dass auf einem knapp 2 cm großen Metallstück viel dargestellt werden kann. Im Gegensatz zu unserer modernen Epoche, in der nur wenige auf die Brückensymbolik der Euroscheine achten, waren in der Vergangenheit Münzen eines der wenigen Massenmedien.
Mit ihnen konnte ein Herrscher seine Botschaft einem sehr großen Teil der Bevölkerung zugänglich machen. Je nach Wert der Münze konnte er auch unterschiedliche Bevölkerungsteile adressieren, da zum Beispiel eine Goldmünze vornehmlich von der Oberschicht benutzt wurde.
Wahballat war 267 n.Chr. seinem Vater als Herrscher über die Wüstenstadt Palmyra nachgefolgt. Palmyra war eine Handelsoase, die mitten auf den Handelswegen zwischen Asien und dem Römischen Reich auf der Seidenstraße im heutigen Syrien lag. Nahm man den Weg zum Mittelmeer über die Wüste, musste man in der Oase einen Zwischenstopp einlegen. Dies machte Palmyra zu einer reichen Stadt und führte zu einem regen Austausch der Kulturen.
In Palmyra entstanden zu jener Zeit Tempelanlagen und Gräber, die in ihrer Kunstfertigkeit orientalische und römische Traditionen miteinander verbinden. Aus diesem Grund wurden die Überreste der Stadt im Jahr 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Zuletzt war Palmyra aufgrund der traurigen Zerstörungen und Sprengungen durch den IS in den Schlagzeilen.
Im 3. Jahrhundert war Palmyra schon einmal Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit seiner Mutter Zenobia usurpierte Wahballat im Jahr 272 gegen den römischen Kaiser Aurelian. Bis dahin war die Stadt faktisch dem Römischen Reich unterstellt, praktisch war sie aber autonom und beherrschte seine großen Gebiete in Mesopotamien weitestgehend unabhängig. Zenobia, eine der starken Frauenfiguren der Geschichte, besetzte sogar zeitweise die reiche römische Provinz Ägypten. Der römische Kaiser Aurelian besiegte Königin Zenobia, die sich zwischenzeitlich zur Kaiserin ausgerufen hatte, und nahm sie gefangen. Die Münze ist also Ausdruck der Unterwerfung des palmyrenischen Herrschers unter die Römer, denn mit den römischen Titeln wird er eindeutig als Römer und als Untergebener des römischen Kaisers dargestellt.